Sonntag, 30. Oktober 2005

Spannungen wegen Weideland und Viehbestand in den tibetischen Gebieten

Die Entwicklungspolitik der chinesischen Regierung wirkt sich in Tibet verheerend auf das Leben einheimischer Bauern und Nomaden aus. Als die größte Errungenschaft der Revolution wird von den Chinesen gepriesen, dass der breiten Masse des Volkes ein Grundauskommen ermöglicht wurde, doch die auf dem Lande lebenden Tibeter müssen weiterhin jeden Tag einen harten Existenzkampf bestehen. Die Landreformpolitik, sowie weitere entwicklungspolitische Maßnahmen auf tibetischem Gebiet resultierten in der kompletten Marginalisierung der Tibeter, die nun ein armseliges Leben führen. Auch kam es zwischen der einheimischen Bevölkerung, den Behörden und ethnischen Chinesen zu Spannungen.
Zwei Neuankömmlinge aus Tibet (Gemeinde Dharmar, Landkreis Sershul, TAP Kardze), die anonym bleiben möchten, erzählten, tibetische Einwohner seien von den Kreisbehörden geschlagen worden, als sie zur Bestreitung ihres Lebensunterhalts an einem verbotenen Ort chinesische Raupenpilze (cordyceps sinensis) pflückten. "Die Behörden zäunten ein riesiges Graslandareal ein, das von jeher die Lebensgrundlage der Tibeter dieser Gegend bildete. Die Nomaden weideten ihre Tiere auf diesem Grasland und die örtlichen Bewohner suchten dort nach Yartsa Gunbhu, das ihnen auf dem Markt einen guten Preis einbringt. Jahrzehntelang bestritten die dortigen Familien ihren Lebensunterhalt auf diese Weise.
Im März 2003 ließen die Behörden das Grasland einzäunen und verboten der Bevölkerung es zu betreten. Die Nomaden und andere Bewohner, die von diesem Weideland lebten, hatten nun keine Einkommensquelle mehr. Als die Behörden das Verbot nach einem Jahr immer noch nicht gelockert hatten, rissen etwa 2.000 Leute aus den Gemeinden Thenda, Deshung und Dharmar den Zaun nieder und fingen an, Yartsa Gunbhu zu sammeln. Als die Behörden davon erfuhren, kamen 11 Polizeifahrzeuge zu der Stelle.
Der Polizei gelang es zwar, die Leute zu beruhigen, aber sie konnten sie nicht davon abhalten, den Raupenpilz zu pflücken. In den folgenden Tagen wurden acht Tibeter festgenommen und in der örtlichen Niederlassung des Public Security Bureau vernommen. Während ihrer Haft wurden sie schwer geschlagen. Das Verbot wurde bis heute nicht aufgehoben."
Anfang Mai 2005 hatte ein Flüchtling dem TCHRD von einem Zwist unter Tibetern wegen des Pflückens des Heilpilzes im Kreis Dzatoe, TAP Yushu, Qinghai, berichtet. Bei einem Zusammenstoß am 20. Mai 2005 zwischen Bewohnern des Kreises Dzatoe und des Kreises Nangchen gab es zwei Tote und viele Verletzte.
Bei einem anderen Zwischenfall, der von Radio Free Asia am 8. September 2005 berichtet wurde, brannten Hunderte von Tibetern in der Gemeinde Manigango, TAP Kardze, einen Schlachthof nieder. Das von einem chinesischen Unternehmer und einem Beamten der Kreisverwaltung betriebene Schlachthaus hatte Druck auf die dort ansässigen Tibeter ausgeübt, ihre Tiere unter dem Marktpreis zum Schlachten abzugeben. Die Tibeter drangen in das Gebäude ein, befreiten alle Tiere und brannten es nieder. Die Polizei nahm im Zusammenhang mit dem Abbrennen des Schlachthofs 50 Personen zum Verhör fest. Fast alle, bis auf acht, sollen inzwischen wieder auf freien Fuß gesetzt worden sein.

Mit freundlicher Genehmigung: Adelheid Dönges, Internationale Gesellschaft fur Menschenrechte (IGFM)
http://www.igfm-muenchen.de

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