Verhaftungen im Vorfeld des 40. Jahrestags der TAR
Wie aus verlässlichen Quellen in Tibet verlautet, hat das chinesische Staatssicherheitsbüro (State Security Bureau = SSB) wenige Tage vor den Feierlichkeiten zum 40. Jahrestag der TAR in Lhasa rund zehn Tibeter festgenommen. Der Name eines der Verhafteten wird als Sonam Gyalpo angegeben. Es ist derzeit nicht bekannt, ob es sich um eine vorübergehende Verhaftung handelt oder ob gegen die Betroffenen Anklage wegen einer bestimmten Straftat erhoben wird.
Sonam Gyalpo wurde am 28. August gegen 18.00 Uhr in Lhasa verhaftet. Er war gerade mit seiner Frau Tsamchoe auf dem Nachhauseweg von dem Verkaufsstand der Familie auf dem Barkhor, wo sie Kleidung verkaufen. Vier Jeeps mit 16 SSB-Beamten standen bereit, um ihn festzunehmen.
Sie verlangten, dass er seinen Haftbefehl unterschrieb, bevor ihn vier Beamte in einem der Jeeps abtransportierten. Die übrigen zwölf SSB-Kräfte durchsuchten drei Stunden lang sein Haus. Sie prüften jeden einzelnen Gegenstand des Haushalts, sie schütteten Reis, Mehl und Tsampa (geröstetes Gerstenmehl) auf die Bettlaken und zerteilten sogar die Butterlaibe in Stücke. Sie fanden vier Videobänder mit Belehrungen des Dalai Lama, ein Videoband religiösen Inhalts sowie einige Bücher und Druckerzeugnisse, die sie alle mitnahmen. Auch mehrere Fotos des Dalai Lama wurden konfisziert.
Sonam Gyalpo wurde 1955 (nach dem tib. Kalender im Holz-Schaf-Jahr) in Kongra, Distrikt Gongkar, Präfektur Lhoka, geboren; er ist von Beruf Schneider. Sein Vater, Ganpo Karma Tsewang, war vor 1959 ein Adliger und hatte in seiner Gegend viel zu sagen (tib: sadag). Er verbrachte 15 Jahre im Gefängnis, weil er die tibetischen Widerstandskämpfer unterstützt hatte. Er starb 1989. Wie viele andere Aristokraten hatte seine Mutter, Lhayang Drolkar, während der Kulturrevolution unter den so genannten “Kampfsitzungen” zu leiden und verstarb 1980 im Alter von nur 45 Jahren.
Erstmals wurde Sonam Gyalpo im September 1987 während einer friedlichen Demonstration zusammen mit 21 Mönchen aus dem Kloster Drepung verhaftet. Später wurde ihm wegen seiner Teilnahme an der Demonstration und weil er Plakate gegen die Reformpolitik angebracht hatte der Prozess gemacht, und er verbüßte drei Jahre im Drapchi-Gefängnis (Gefängnis No. 1 der TAR). Am 20. September 1990 wurde er entlassen. Als er 1993 von einer Indienreise zurückkam, wohin er sich begeben hatte, um den Segen des Dalai Lama zu erhalten, und seinen Bruder in Kathmandu zu besuchen, durchsuchten Sicherheitsleute in Dram (Khasa) an der nepalesisch-tibetischen Grenze sein Hotelzimmer. Sie beschlagnahmten ein paar Packungen Kräuterpillen, die der Dalai Lama gesegnet hatte.
Sonam Gyalpo war ohne gültige Papiere unterwegs, denn als ehemaliger politischer Gefangener hätte er keine Dokumente für eine Auslandsreise ausgestellt bekommen. Dieses Delikt war offenbar die Ursache für seinen zweiten Gefängnisaufenthalt. Gegen Mitternacht des 23. Juli 1993 verhafteten ihn chinesische Sicherheitsbeamte in seinem Haus. Er wurde ein paar Tage lang im PSB-Haftzentrum Sitru festgehalten und dann ins Nyari-Gefängnis nach Shigatse geschafft. Während der sechs Monate in Nyari wurde ihm das Besuchsrecht verweigert, danach kam er ins Sangyip-Gefängnis, wo er weitere sechs Monate blieb. Über die übrigen verhafteten Tibeter ist bisher nichts bekannt.
Übersetzung: Irina Raba, Adelheid Dönges, Angelika Mensching, Hamburg
Mit freundlicher Genehmigung: Internationale Gesellschaft fur Menschenrechte (IGFM)
http://www.igfm-muenchen.de
Sonam Gyalpo wurde am 28. August gegen 18.00 Uhr in Lhasa verhaftet. Er war gerade mit seiner Frau Tsamchoe auf dem Nachhauseweg von dem Verkaufsstand der Familie auf dem Barkhor, wo sie Kleidung verkaufen. Vier Jeeps mit 16 SSB-Beamten standen bereit, um ihn festzunehmen.
Sie verlangten, dass er seinen Haftbefehl unterschrieb, bevor ihn vier Beamte in einem der Jeeps abtransportierten. Die übrigen zwölf SSB-Kräfte durchsuchten drei Stunden lang sein Haus. Sie prüften jeden einzelnen Gegenstand des Haushalts, sie schütteten Reis, Mehl und Tsampa (geröstetes Gerstenmehl) auf die Bettlaken und zerteilten sogar die Butterlaibe in Stücke. Sie fanden vier Videobänder mit Belehrungen des Dalai Lama, ein Videoband religiösen Inhalts sowie einige Bücher und Druckerzeugnisse, die sie alle mitnahmen. Auch mehrere Fotos des Dalai Lama wurden konfisziert.
Sonam Gyalpo wurde 1955 (nach dem tib. Kalender im Holz-Schaf-Jahr) in Kongra, Distrikt Gongkar, Präfektur Lhoka, geboren; er ist von Beruf Schneider. Sein Vater, Ganpo Karma Tsewang, war vor 1959 ein Adliger und hatte in seiner Gegend viel zu sagen (tib: sadag). Er verbrachte 15 Jahre im Gefängnis, weil er die tibetischen Widerstandskämpfer unterstützt hatte. Er starb 1989. Wie viele andere Aristokraten hatte seine Mutter, Lhayang Drolkar, während der Kulturrevolution unter den so genannten “Kampfsitzungen” zu leiden und verstarb 1980 im Alter von nur 45 Jahren.
Erstmals wurde Sonam Gyalpo im September 1987 während einer friedlichen Demonstration zusammen mit 21 Mönchen aus dem Kloster Drepung verhaftet. Später wurde ihm wegen seiner Teilnahme an der Demonstration und weil er Plakate gegen die Reformpolitik angebracht hatte der Prozess gemacht, und er verbüßte drei Jahre im Drapchi-Gefängnis (Gefängnis No. 1 der TAR). Am 20. September 1990 wurde er entlassen. Als er 1993 von einer Indienreise zurückkam, wohin er sich begeben hatte, um den Segen des Dalai Lama zu erhalten, und seinen Bruder in Kathmandu zu besuchen, durchsuchten Sicherheitsleute in Dram (Khasa) an der nepalesisch-tibetischen Grenze sein Hotelzimmer. Sie beschlagnahmten ein paar Packungen Kräuterpillen, die der Dalai Lama gesegnet hatte.
Sonam Gyalpo war ohne gültige Papiere unterwegs, denn als ehemaliger politischer Gefangener hätte er keine Dokumente für eine Auslandsreise ausgestellt bekommen. Dieses Delikt war offenbar die Ursache für seinen zweiten Gefängnisaufenthalt. Gegen Mitternacht des 23. Juli 1993 verhafteten ihn chinesische Sicherheitsbeamte in seinem Haus. Er wurde ein paar Tage lang im PSB-Haftzentrum Sitru festgehalten und dann ins Nyari-Gefängnis nach Shigatse geschafft. Während der sechs Monate in Nyari wurde ihm das Besuchsrecht verweigert, danach kam er ins Sangyip-Gefängnis, wo er weitere sechs Monate blieb. Über die übrigen verhafteten Tibeter ist bisher nichts bekannt.
Übersetzung: Irina Raba, Adelheid Dönges, Angelika Mensching, Hamburg
Mit freundlicher Genehmigung: Internationale Gesellschaft fur Menschenrechte (IGFM)
http://www.igfm-muenchen.de
patchanka - 15. Sep, 07:43
0 Kommentare - Kommentar verfassen - 0 Trackbacks
Trackback URL:
https://patchanka.twoday.net/stories/977617/modTrackback